Spökfabrik
 
 

Quelle: Stadtteil-Kurier, Donnerstag 10. FEBRUAR 2011:

Klabauterlinge spuken weiter in den Köpfen

Ina Clement und Tom Mildner wollen in ihrer "Spökfabrik" die Fantasie und Persönlichkeit von Kindern fördern
Von ULRIKE TROUE
Neustadt. An einem schönen Novembertag bei diffusem Licht am Nordseestrand "waren plötzlich die Klabauterlinge um uns herum", verrät Tom Mildner. "Die sind geblieben und pusten uns Dinge ins Ohr", fügt Ina Clement verheißungsvoll hinzu. Aus der wundersamen Begegnung vor fast sieben Jahren hat sich eine innige Beziehung zu den koboldartigen Wesen - und die "Spökfabrik" entwickelt.

In den Gedanken des Existenzgründer-Duos schlummerte schon lange der Wunsch, etwas für Kinder zu machen. Ina Clement und Tom Mildner entwickelten daher ein Firmenkonzept für Produkte, die die Fantasie und Persönlichkeitsentwicklung fördern sollen. Vor diesem Hintergrund betrachten sie ihre Bilderbücher, Buttons, Tattoos, Magnete und anderen Angebote der "Spökfabrik", die im April/Mai in der Großen Annenstraße 78 offiziell mit einem kleinen Frühlingsevent eröffnet werden soll, als Alternative zum Mainstream.
"Es sind ausgewählte Produkte, die eine gute Haptik haben und Kindern von null bis zwölf Spaß machen", betont Ina Clement. "Sie brauchen ruhige Fantasiewelten. Wir wollen sie aus dem Tempo der Zeit rausholen." Auch die soziale Verantwortung sei wichtig, fügt Tom Mildner hinzu. Die "Spökfabrik" verlangt von ihren Herstellern den Nachweis, das die Produkte nicht von Kinderhand gefertigt werden, ökologisch und qualitativ hochwertig sind.


Spaßgeschichte mit Substanz

Andere Eltern, die über die "immer gleichen Produkte" unzufrieden waren, haben den Medien-Entwickler und die studierte Grafik-Designerin und Illustratorin für interaktive Medien in ihrem Firmengründungsvorhaben bestärkt. Zumal die "Spöker", die nicht nur die Liebe zu Kindern, sondern ebenso ihre Affinität zum Meer verbindet, selbst voller Ideen sprühen.

Das spiegelt schon allein die Spaßgeschichte über die Klabauterlinge wider, die Basis für die weitere Produktpalette: Sie handelt von den koboldartigen Wesen, die seit jeher die Menschen auf See beschützen. Doch mit der Flut der Technisierung "kommen die Menschen jetzt völlig ohne Klabautermann klar", erzählt Tom Mildner. "Damit sind die Klabauterlinge praktisch arbeitslos und suchen einen neuen Platz". Den hätten die verrückten Gestalten, "die fantastische Fähigkeiten besitzen", nun in Bremen gefunden, versichert der Vater zweier Kinder. Mit einem Augenzwinkern zieht er eine Parallele zum Strukturwandel in bremischen Häfen. "Damit bringt die Geschichte nicht nur Spaß, sondern bietet Substanz", findet Ina Clement.

"Das Wichtigste ist, eine Geschichte zu erzählen und die Charaktere kennenzulernen. Jeder im Team ist wichtig", gibt Milder mehr zum Inhalt preis: "Krisselcrissel", der Meister der Tarnung ebenso wie die "Möffelschnecken", übellaunige und nervtötende Viecher, die zwar nicht zur Gattung der "Klabauterlinge" gehören, aber trotzdem von ihnen aufgenommen werden. "Alle haben individuelle Fähigkeiten. In den Figuren kann jeder seinen Liebling finden", sagt der Macher. Und nur gemeinsam könnten sie sich mit der Meerhexe im Klabauterreich arrangieren.

Im Atelier in der Alten Neustadt spuken in den kreativen Köpfen des Duos weitere Ideen herum, die "die Spöker" in erlebbare Fantasiewelten für Kinder umsetzen wollen; unter anderem ein Geschichtencamp in der Überseestadt. Die Inspirationen stammen zum Teil aus ihrer eigenen Vorstellungswelt, aus Frankreich - und nicht zuletzt von den eigenen oder anderen Kindern: "Die sind so lebendig."

Den Schritt in die Selbstständigkeit wagen Ina Clement und Tom Mildner dank der Unterstützung durch das Bremer Förderungprogramm für Unternehmensgründungen (BRUT), in das sie im vergangenen Jahr aufgenommen worden sind. "Das ist unsere Chance und ein Segen", bekennt die Illustratorin. Die Teilnahme an dem zwölfmonatigen Gründungsprojekt habe viel Klarheit gebracht, pflicht ihr Tom Mildner bei, vor allem betriebswirtschaftlich.

Doch noch suchen die beiden Jungunternehmer eine Bank zur Finanzierung ihrer innovativen Idee. "Unser Hauptprodukt ist die Spökfabrik, ein Ort fürs Fantasieren", konstatiert Mildner. Deshalb hat das umtriebige Duo, das in der Neustadt lebt, sich bewusst für diesen Stadtteil als Standort entschieden. "Wir sind Neustädter aus Überzeugung, hier ist noch viel formbar", sagt Ina Clement.

Die Grafik-Designerin, die früher im Viertel gewohnt, in Leipzig und Schweden studiert und vor allem im Bereich interaktive Medien gearbeitet hat, liebte schon als Kind Gedankenspiele. "Ich möchte eigene Geschichten kreieren, die Fantasie der Kinder anregen und dass sie eigene Geschichten entwickeln", begründet sie ihre Rückkehr zu den Wurzeln: Sie zeichnet die Klabauterlinge, denen die "Spöker" gemeinsam eine lustige Form und ganz individuelle Charakterzüge verpassen ... "Und die Klabauterlinge ist erst die erste Geschichte. Wir haben noch andere in Planung. Alle sind in der norddeutschen Landschaft angesiedelt."